28. März 2024 Timo Hörske - persönlicher Blog
Pflug von Walle

Warum Stille nicht das gleiche ist, wie geräuscharme Momente…

Mit dem 01. Dezember beginnt die stille Zeit des Jahres. Wir sprechen von der Vorweihnachtszeit, der Zeit der Besinnung und Stille. Ein guter Zeitpunkt sich mit dem Thema der Stille einmal näher auseinander zusetzen.

Was ist Stille?

Das althochdeutsche stilli steht für die Beschreibung eines Momentes ohne Bewegung, eines ruhigen Zeitpunktes oder einer Situation ohne Geräusche. Die deutsche Sprache kennt viele Bedeutungen für das Wort Stille: Lautlosigkeit, Abwesenheit von jeglichen Geräuschen, aber eben auch eine Form der Bewegungslosigkeit. Stille ist sprachlich steigerbar mit Totenstille und wird als Gegenbegriff von Geräuschen, Lärm und Ähnlichem geprägt.

Vollkommene Stille ist weder angenehm, noch per se entspannend

Eine vollkommene Stille entsteht, wenn in einem Raum, die Begrenzungen so gestaltet sind, dass sie keinerlei Schall reflektieren können.

Die vollkommene Stille ohne jegliche Reflexion, wie etwa in einem schalltoten Raum, wirkt für die meisten Menschen unangenehm und beängstigend. Es fehlt an einer akustischen Orientierung im Raum. Hält eine absolute Stille längerfristig an, kann sie zu einer sensorischen Abstumpfung ((Deprivation)) führen. Diese Unterforderung der Gehirnareale, die für die akustische Wahrnehmung zuständig sind, kann zu Halluzinationen und zu Störungen des Denkens führen.

Dieser Effekt wird/ wurde bei Verhören, Folterungen und zur Gehirnwäsche eingesetzt.

Natürlich kennen wir alle den entspannenden Effekt, wenn störende Geräusche abwesend sind. Die Leistungsfähigkeit und die Konzentration auf einzelne Tätigkeiten können gesteigert werden. Der menschliche Körper ist es gewohnt sich ständig der umgebenden Geräuschkulisse anzupassen. Fehlt diese Anforderung auf Dauer, dann sucht sich der Körper automatisch andere Aufgaben.

So ist es ein bekannter Effekt, wenn man sich längere Zeit in einem schalltoten Raum befindet, hört man 2 bis 3 unterschiedliche Töne, obwohl keine messbaren Ton-Frequenzen vorhanden sind.

Die Gehirnareale sind dann unterfordert und werden anfänglich sensibler, bevor sich die bereits beschriebene Abstumpfung einstellt. Wir hören dann erstmal das Rauschen unseres eigenen Blutes und können unsere Nervenzellen beim Arbeiten zu hören, hinzu kommt bei einigen Menschen auch der Herzschlag, den wir dann hören können.

Wie gehen wir mit Stille um?

Also wie sollten wir mit Stille umgehen? Das eine hohe Geräuschbelastung uns schadet, wissen die meisten, dass eine schalltote Umgebung ebenfalls unangenehm ist, ist nun auch klar.

Ganz einfach: Beim Buch lesen sind wir beschäftigt genug und müssen nebenbei keinen Fernseher laufen haben. Man muss nicht bei jedem Abwasch das Radio daneben anstellen. Eine Reise geht auch mal ohne Musik auf den Ohren. Diese kurzen Auszeiten tun uns gut und geben uns die Möglichkeit auch einmal ein paar andere Geräusche wahrzunehmen, die bei der sonstigen Alltagsbeschallung einfach untergehen. Das steigert das eigene Wohlbefinden und sensibilisiert uns für andere Dinge.

Alle Geräusche aussperren brauchen wir deswegen nicht. Wie so oft liegt das Geheimnis im Mittelmaß. Nutzen wir die Vorweihnachtszeit doch einfach dazu uns mehr miteinander zu unterhalten, sei es im Bus, auf Arbeit oder in jeder anderen Situation in der wir sonst Radio, Musik oder Fernseher laufen haben. Blick hoch vom Smartphone und geguckt, wer uns gegenüber sitzt.

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Weitere Bedeutungen

Was wir als Stille bezeichnen, hat noch weitere Bedeutungen. Auch Homonyme sind darunter.

Es ist Begriff für eine Vorahnung auf ein nahendes Ereignis z.B.: „die Ruhe vor dem Sturm”.  Von Stille reden wir auch bei der Auseinandersetzung mit der Möglichkeit des eigenen Todes.

Wir setzen Stille in Theaterstücken oder als rhetorisches Element beim Vortrag von Reden oder Gedichten bewusst ein um die dramaturgische Spannung zu erhöhen.

Im Marketing geht man davon aus das Stille den Konsum hemmen kann. In Verkaufsräumen wird der Konsument durch Hintergrundmusik zum Einkaufen animiert.

Autoren nutzen die Stille um lautlose Situationen zu umschreiben. Mit “Grabensstille” oder “Totenstille” kann man verschiedene sehr geräuscharme Momente mit der notwendigen Atmosphäre in Verbindung bringen.

Off Topic

Jetzt noch ein paar Anmerkungen die nicht zum Thema wirklich passen, aber für einen eigenen Beitrag nicht reichen. Ab heute schneit es auf meinem Blog wieder 🙂

Nach einer Textanalyse ist dieser Text zu 58% subjektiv, die wichtigsten Worte sind: Althochdeutsch, Lärm, Schall, Reflexionsarmer Raum, Deprivation, Wahrnehmung, Halluzination, Gehirnwäsche, Gehirn, Rauschen, Fernsehgerät, Abwasch, Smartphone, Synonym, Drama, Rhetorik, Reden, Dramaturgie, Marketing

Ein Computer würde diesen Text der Kategorie Kultur zu ordnen. Ich bin ja der Meinung es ist eher das Thema Gesundheit.

 

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